„Das wird ein Riesending“

Auszug aus dem Rottaler Anzeiger vom 24.03.2023: Bezirkstagsvizepräsident besucht „Wasservogel“-Macher – Zuschuss von 9000 Euro für Theaterprojekt

Von Sebastian Fleischmann

Wurmannsquick. Es sind kaum noch vier Monate bis zur Premiere: Die Proben für das große Freilichttheater-Spektakel „Der Wasservogel“, das auf der Legende zur Ortsentstehung des Marktes Wurmannsquick basiert, laufen auf Hochtouren. Informationen aus erster Hand dazu hat sich am Mittwochabend Dr. Thomas Pröckl, Vizepräsident des niederbayerischen Bezirkstags, bei einem Besuch im Rahmen der Proben im Wurmannsquicker Schulhaus von den Machern des Projekts geben lassen. Der Bezirk unterstützt das Vorhaben mit zehn Prozent der geplanten Gesamtkosten von 90000 Euro – also mit 9000 Euro.

Pröckl zeigte sich überaus angetan von dem ambitionierten Vorhaben, den historischen Theaterstoff nach 70 Jahren wieder aufzugreifen – zuletzt sei „Der Wasservogel“ im Jahr 1953 als Ritterspiele im Ort aufgeführt worden, erklärte Ludwig Reil von den Theaterfreunden, von denen die Initiative zur Neufassung ausgegangen war. „Es ist seit Jahrzehnten durch den Ort gespukt, ob das nochmal jemand schafft“, sagt er. und die Theaterfreunde seien schließlich tatsächlich „so verrückt“ gewesen, das Projekt „Wasservogel“ anzupacken.

Zunächst hätten die Planungen im Verborgenen stattgefunden, ab dem Jahr 2019 – also vor inzwischen vier Jahren – sei die Idee dann immer konkreter geworden. Die Theaterfreunde-Mitglieder Johanna Kronberger, Hermann Maier und Alois Maier hätten den historischen Stoff in monatelanger Arbeit schließlich in ein echtes Bühnenstück verwandelt.

Mehr als 100 Schauspieler wirken an dem Stück mit, hinzu kommt noch ein rund 30 Musiker umfassendes Orchester, für das Stück wurde sogar ein eigener „Soundtrack“ komponiert. Hinzu kämen weitere Mitwirkende wie etwa das seit fast einem Jahr aktive Nähteam, das die Schauspieler mit den historisch passenden Gewändern ausstatte, erläuterten die Mitglieder der Theaterfreunde. Zahlreiche Ortsvereine würden obendrein an der Aufführungsstätte am Schloßberg-Skilft für ein Lagerleben und die Bewirtung der Besucher sorgen, ergänzte Bürgermeister Georg Thurmeier. Die Marktgemeinde habe sich nicht lange bitten lassen und gerne die Rolle des Veranstalters übernommen.
 
Professionelle Unterstützung erhält die „Wasservogel“-Gruppe von Sebastian Goller, Laienspielberater des Bezirks Niederbayern und Leiter der Athanor Akademie für Schauspiel und Regie in Passau. Eigentlich sei nur geplant gewesen, dass er als Berater an den ersten Casting-Terminen teilnehmen sollte. „Jetzt stecke ich voll mit drin“. sagte er mit einem Lachen. Nun ist er fester Bestandteil des Regieteams mit Alois Maier und Sabine Gruber. Goller betonte, dass die Legende um Söldnerführer Purmann besten Theaterstoff biete. „Das war eine krasse Zeit“, meinte er. „Es wird spannend für die Zuschauer.“
 
Geplant sind am 14., 15., 21. und 22. Juli vier Aufführungen des etwa eine Stunde und 45 Minuten dauernden Vierakters mit jeweils rund 650 Zuschauern. Die Legende besagt, dass Söldnerführer Purmann im Jahr 913 den Magyarenführer Etzelino zur Strecke brachte. Dieser hatte sich nach verlorener Schlacht auf dem „Mordfeld“ bei Altötting mit seinen verbliebenen Getreuen beim heutigen Wurmannsquick wie die Wasservögel versteckt gehalten – daher kommt auch der Name des Stücks. Als Dank, so die Sage, überließ Herzog Arnulf Söldner Purmann die Ländereien – und Wurmannsquick entstand. Zweimal wurde die Legende bisher mit „Wasservogel“-Spielen aufgegriffen: 1921 und 1953. Nun folgt der dritte Anlauf.
 
Dr. Thomas Pröckl lobte den Mut der Gruppe, das Projekt anzugehen: „Ich bin mir sicher, das wird ein Riesending.“ Vom Mittelalterfest in seiner Heimatgemeinde Arnstorf wisse er, wie sehr ein solches Projekt die vielen Beteiligten zusammenschweiße. Für eine Förderung des Bezirks gebe es bei Kulturvorhaben zwei Parameter: zum einen die künstlerische Qualität und zum anderen die überregionale Bedeutung, so Pröckl, der auch Vorsitzender des Kulturausschusses des Bezirkstags ist. Beides sei hier erfüllt.

Skeptisch zeigte sich Pröckl nur bei einem Punkt – ob es tatsächlich bei einem einmaligen Projekt bleibt. Die Grundausstattung wie Kostüme oder Bühnenbild werde nun mit großem Aufwand geschaffen. „Da wäre eine spätere Wiederholung nur konsequent“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
 
Foto: Voller Vorfreude: (v. links) Hildegard Frankenberger, Andrea Lohr, Ludwig Reil, Walter Marchner, Johanna Kronberger, Alois Maier, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, Bürgermeister Georg Thurmeier, Sabine Gruber, Sebastian Goller, Maria Lohr und Hermann Maier.
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